Researchplan and -design 2020-21
Oct 02, 2020
Grundlegend liegen dem Forschungsprozess zwei Fragen zu Grunde. Erstens, lassen sich animistische Ansichten und Praxen in Ansätzen in unserer Gesellschaft finden, auch wenn sie keine animistische Tradition mehr aufweisen kann? Zweitens, können animistische Praxen in Design zu einer intensiveren Bindung und Auseinandersetzung mit technologischen Produkten und Prozessen führen? Zweiteres wird innerhalb des Rahmens dieses Projektes als wünschenswert erachtet.
Die Teilnehmerinnen im Forschungsprozess bilden sich aus der Zielgruppe der Produkte: Technologie-affine Personen sowohl Designerinnen welche an digitalen oder physischen Schnittstellen zu technologischen Prozessen und Produkten arbeiten.
Das Forschungsvorhaben möchte also diese etwaigen vorhandenen animistischen Teilaspekte oder -praxen aufspüren. Diese werden im folgenden Weak Signals oder schwache Signale genannt. Der Begriff Weak Signals kommt aus den Bereichen des Speculative oder Future Design und wird in der Regel genutzt um schon existierende Potentiale (positive wie auch negative) aufzuspüren und in spekulative Zukünfte zu extrapolieren. Der Ausbau dieser schwachen Signale in Narrative wird in einem zweiten Arbeitspaket in partizipativen Workshops geschehen. Das Ziel dabei ist es, ein manifestiertes Narrativ um eine schon existierende Technologie zu entwickeln, welche dann getestet werden können. Das Testing soll einerseits ob animistische Narrative Effekte generieren können und ob solche positiver oder negativer Natur sind.
Im Rahmen des Masters wird der unten aufgeführte Forschungsplan einmal durch gespielt. Die Ergebnisse werden dabei als Sampling verstanden. Für die drei Arbeitspakete ist die Zusammenarbeit mit einem Team anzudenken, welches fehlende Kompetenzen einbringen kann.
Sämtliche digitalen Produkte wie Observationen, Medien, Texte, Interviews, Aufnahmen und so weiter werden in einer Omeka S Instanz katalogisiert. Omeka S ist ein Inhaltsmanagement-System, welches auf die humanistische Forschung ausgelegt ist, und baut auf gängigen Standards der Katalogisierung auf. Der Katalog kann weiterhin mit Hilfe von Omeka S Ereignis-spezifisch aufgearbeitet, präsentiert und bearbeitet werden, zum Beispiel für Workshops, Präsentationen und dergleichen.
Arbeitspaket 1 - Anthropologische Forschung AP1 geht der Fragestellung nach: Gibt es animistische Ansätze und Praxen im Umgang von Menschen mit technischen Geräten? In einer ersten Iteration der Fragestellung wird das Forschungsprojekt auf Sprachassistenten konzentrieren. Diese können via Software in einem Smartphone angesprochen oder als spezialisiertes Gerät materialisiert werden.
Schwache Signale finden sich in den bereits vorhandenen Tagesabläufen und Geschichten der interviewten und beobachteten Teilnehmerinnen. Da sich diese der schwachen Signale (oder deren Kategorisierung als solche) oftmals nicht bewusst sind, wird auf eine Untersuchung mit vielen Teilnehmerinnen verzichtet und dafür mit wenigen ausgesuchten eine Tiefe gesucht. Die Entdeckung der schwachen Signale beruht auf klassischer ethnographischer Forschung mit den Methoden der Beobachtung, des Interview.
Ansatz: Anthropologische Forschung Methoden: Participatory Observations, Interviews Zielgruppe: 5 Teilnehmer*innen, normal bis power-user technischer Geräte
Arbeitspaket 2 - Designforschung Im zwei Arbeitspaket geht es um die Entwicklung oder Gestaltung von Narrativen - Prototypen welche sowohl imaterielle als auch physische Komponenten umfassen. Das AP2 geht der Fragestellung nach wie sich die gefundenen Ansätze durch Design verstärken. Dazu wird ein partizipativer Workshop organisiert, an denen sowohl Designer welche nahe an der Technologie agieren teilnehmen. Der Katalog schwacher Signale aus der zweiten Phase wird dabei zur zentralen Quelle aus welcher die Narrative gesponnen werden.
Ansatz: Praxis-basierte (practice-based) Designforschung Methoden: Expert Workshop I, Prototyping, speculative Design Zielgruppe: 5 Teilnehmer*innen, Designer nahe an Technologien (UI, Produktedesign)
Arbeitspaket 3 - Testing Das genaue Testsetting muss noch entwickelt werden. Am ehesten werden die entstandenen Narrative den Teilnehmer*innen aus AP1 sowie einer Kontrollgruppe als Cultural Probe übergeben. Durch Selbst- und Fremdbeobachtung sowie anschliessenden Interviews werden Ergebnisse generiert, welche Auffschlüsse über die Effekte der Narrative geben.
Ansatz: Designforschung, anthropologische Forschung Methoden: Beobachtung, Interviews, (Cultural Probes) Zielgruppe: 5 Teilnehmer*innen aus AP1 sowie eine Kontrollgruppe